Meine Ausbildung Schule

Feilen, Feilen, Feilen …

Jonas
Jonas 1. Februar 2023

Aller Anfang ist schwer

Zu Beginn meiner Ausbildung zum Technischen Produktdesigner bei Steuler, Anfang August 2022, hatte ich bereits eine grobe Vorstellung davon, was mich erwarten würde und habe mich sehr darauf gefreut. Gerade einmal zwei Wochen, nachdem ich meinen zukünftigen Arbeitsplatz in Siershahn kennengelernt habe, und mir die ersten Namen meiner Kollegen und Kolleginnen merken konnte, ging es direkt für fünf Wochen zum Grundlehrgang Metall bei der IHK in Neuwied.

Kurzes Kennenlernen untereinander, ein wenig Werkzeugkunde, und schon standen wir alle mit unserem U-Stahlprofil an unseren Werkbanken und fingen an, jede einzelne Seite des Werkstücks mit verschiedenen Feilen auf das vorgegebene Maß zu bringen. Bereits nach dem dritten Tag im Lehrgang hat man allen angesehen, dass das stundenlange Feilen niemandem so richtig Spaß machte. Im Laufe der zweiten Woche war ich froh, als das Teil endlich Form annahm und ich etwas davon absägen durfte. Ich dachte: „Sägen, das geht ja sicher deutlich schneller … danach kann ich endlich mit dem nächsten Teil weitermachen.“ Doch als ich zur Kreissäge gehen wollte, meinte der Ausbilder dann zu mir: „Wo willst du hin? Die Bügelsäge ist in deinem Werkzeugwagen.“ NEEEIIIN.

Licht am Ende des Tunnels

So ging es noch eine Zeit lang weiter, bis dann irgendwann alle Maße passten und Bohrungen an der Reihe waren. Viele der folgenden Teile bestanden dann aus anderen Materialien wie Aluminium, Kupfer und Messing, welche deutlich einfacher zu bearbeiten waren. Der Lehrgang fing an, wieder viel mehr Spaß zu machen! Maße anreißen, Sägen, Abkanten, Bohren, Gewinde schneiden, Biegen, Stempeln … das stundenlange Feilen hatte sich gelohnt und ich habe viele Arten der Metallbearbeitung kennengelernt. Zudem konnte ich meine (eher mittelmäßigen) handwerklichen Fähigkeiten ausbauen.

   

Am meisten Spaß hat mir das Biegen eines Alu-Blechs mit entsprechender Vorrichtung und Hammer gemacht. Das Endergebnis war eine runde Kanzel, wie auf folgendem Bild zu sehen:

Auf den letzten Drücker

Nach und nach wurden es immer mehr Einzelteile und langsam konnte man erkennen, welches Teil zum Schluss wo hingehört. Große Motivation kam bei allen Azubis im Lehrgang auf, als man nach und nach sehen konnte, was am Ende aus der Arbeit wird. Der Lehrgang wurde dadurch zu einem kleinen Wettrennen, denn jeder wollte als erstes mit den Einzelteilen den Hubschrauber fertigstellen. Ich lag ganz gut in der Zeit, habe aber jeden Freitag im Lehrgang gefehlt, da ich hier immer an der firmeninternen IT-Schulung in Siehrhahn teilnahm – in den letzten zwei Wochen fing dann auch noch parallel die Berufsschule an und die Zeit wurde langsam knapp. Als ich dann auch noch bei meinem letzten Teil, dem Getriebe für die Rotorblätter, beim Schneiden des Gewindes einen der Gewindeschneider abbrach, musste am letzten Tag des Lehrgangs alles glatt laufen. Das letzte Teil musste ich noch einmal neu machen und konnte dann die ganzen Einzelteile mit den passenden Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben zusammenbauen:

Letztendlich konnte ich in dem Lehrgang viel Neues lernen und hatte Spaß daran, an etwas zu arbeiten, bei dem ich die einzelnen Produktionsschritte durchlaufen habe und das Endprodukt zum Schluss selbst in den Händen halten konnte.

Von Lehrgang zu Lehrgang

Als der Grundlehrgang Metall vorbei war, stand für mich direkt im Anschluss ein internes Praktikum in der Kunststofftechnik am Standort Höhr-Grenzhausen an. Die ersten Tage verbrachte ich an den CNC-Maschinen und wechselte dann nach ein paar Tagen in den Apparatebau und bekam während der laufenden Arbeit von allen Mitarbeitern erklärt, woran Sie gerade arbeiten und wie die verschiedenen Maschinen funktionieren. Manchmal konnte ich ein bisschen behilflich sein, zu jeder Zeit Fragen stellen und den Alltag verschiedener Mitarbeiter verfolgen, wobei ich viel lernen konnte. In der Zeit in Höhr-Grenzhausen war die größte Umstellung für mich die Arbeitszeit (von 6:00 bis 14:00 Uhr), da ich zu dieser Zeit noch eine etwas längere Anfahrt hatte und daher um 4:00 Uhr morgens aufstehen musste.

Nachdem ich unterschiedliche Bereiche der Kunststofftechnik gesehen hatte ging es dann noch in die Kunststofflehrwerkstatt, wo die auszubildenden Verfahrensmechaniker das Arbeiten mit verschiedenen Kunststoffen lernen. Zunächst durfte ich das Schweißen ausprobieren und üben, wobei es darum ging möglichst „gerade“ Schweißnähte zu ziehen. Nach einiger Zeit verloren die Auszubildenden hierzu jedoch die Geduld und zeigten mir, nicht gerade zur Freude des Ausbilders, was man mit dem Schweißgerät und dem Schweißdraht noch so alles anstellen konnte …

Auch ich habe zwischendurch nicht alle Nähte ganz gerade gezogen, wodurch unter anderem folgendes Schild entstanden ist:

Déjà-vu

In der Lehrwerkstatt sind mir von Anfang an einige Kunststoffwürfel in der Lehrwerkstatt aufgefallen. In den letzten Tagen meiner Zeit in Höhr-Grenzhausen bekam ich einen etwas größeren Würfel und durfte mit einer sehr bekannten Bearbeitungsmethode diesen Würfel auf Maß bringen. Die Bearbeitungsmethode war natürlich das Feilen und ich habe mich dunkel an die Zeit im Grundlehrgang Metall zurück erinnert und dachte: „NICHT SCHON WIEDER“.

Doch als ich anfing zu feilen stellte sich heraus, dass das mit dem Kunststoff sehr viel schneller geht. Noch die Grundplatte in Form gebracht, die Augen auf dem Würfel angerissen, gekörnt und gebohrt und die zwei Einzelteile miteinander verschraubt. Fertig war mein Würfel:

Am Schreibtisch Platz nehmen

Im Oktober kam ich dann zurück nach Siershahn und habe zunächst meinen Schreibtisch eingerichtet. Aufgrund der längeren Abwesenheit hatte ich die meisten Namen meiner Kolleginnen und Kollegen schon wieder vergessen. Zu Beginn habe ich mit den Grundlagen des Technischen Zeichnens begonnen und Normschrift geübt sowie Handzeichnungen in verschiedenen Perspektiven angefertigt.

Weiter ging es damit, die ersten Schritte in dem 2D-Zeichenprogramm AutoCAD zu lernen, wobei ich direkt die Chance genutzt habe, meine Schreibtischdeko digital darzustellen:

Angekommen

Mittlerweile bin ich richtig an meinem eigentlichen Arbeitsplatz in Siershahn in der Konstruktion der Kunststofftechnik angekommen und verstehe mich mit meinen Kollegen und Kolleginnen sehr gut, egal ob hier oder z.B. im Praktikum in Höhr-Grenzhausen. Das Arbeitsklima im Unternehmen und der Umgang untereinander gefällt mir bis heute und bestätigt mich in meiner Entscheidung, die Ausbildung bei Steuler angefangen zu haben.

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